Enjambement ist ein literarisches Stilmittel, das in der Poesie verwendet wird. Es tritt auf, wenn eine Gedichtzeile nicht am Ende eines Satzes oder einer Sinnphrase endet, sondern in die nächste Zeile überfließt. Das bedeutet, dass die syntaktische Einheit des Satzes oder des Ausdrucks eine Zeilen- oder Strophenunterbrechung überwindet.
Enjambements werden häufig verwendet, um den Rhythmus, die Betonung und den Fluss eines Gedichts zu beeinflussen. Es kann verwendet werden, um Spannung aufzubauen, den Leser zu überraschen oder um eine Verbindung zwischen den Zeilen herzustellen. Durch das Überfließen von Bedeutung und Sinn über eine Zeilenpause hinweg können verschiedene Assoziationen und Interpretationen entstehen.
Hier ist ein Beispiel für ein Enjambement aus dem Gedicht "Der Panther" von Rainer Maria Rilke:
"Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, daß er nichts mehr hält. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt."
Das Enjambement in diesen Zeilen ermöglicht es dem Autor, das Bild des müden Panthers zu verstärken, indem er den Ausdruck "vom Vorübergehn der Stäbe" über die Zeilen hinausführt und so die Anstrengung und Erschöpfung des Tieres betont.
In der Literatur wird das Enjambement oft mit anderen Stilmitteln wie Metrik, Reim und Alliteration kombiniert, um eine reichhaltige poetische Wirkung zu erzielen. Es wird häufig in Sonetten, Haikus und anderen traditionellen Gedichtformen verwendet, aber auch in modernen Gedichten kann das Enjambement eine starke Wirkung haben.
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